Wer weiß schon, wie und von wem Baumwollpflanzen angebaut werden? Wie sich eine Faserkapsel anfühlt, wann und wie sie geerntet werden kann? Oder welche Prozesse sie durchläuft, bis aus den einzelnen Fasern eine fertige Hotelbettwäsche entsteht?
Dibella macht genau diesen Werdegang während einer Unternehmerreise nach Indien erlebbar. Die Teilnehmer wandeln auf den Spuren des von indischen Kleinstfarmern in ökologischer Landwirtschaft angebauten „weißen Golds“. Dabei erfahren sie zugleich von den Sorgen der am Anfang der textilen Kette stehenden Bauernfamilien, erleben aber auch, wie diese durch gezielte Projekte der GoodTextiles Stiftung gelindert werden. Am Ende der Reise hat sich die Sichtweise der Teilnehmer auf ihre Wäsche verändert: Das Wissen über die Produktionsprozesse wird zweitrangig, während ein tiefes Verständnis über die Situation der vielen Menschen, die an der Herstellung von Textilien beteiligt sind, in den Vordergrund tritt.
Das war die Kurzbeschreibung einer Unternehmerreise, die Ende November 2022 stattfand und zu der eine Gruppe aus Wäscherei-Inhabern aus Frankreich und den Niederlanden, das französische Dibella-Vertriebsteam und deren Ehefrauen, ein Nachhaltigkeitsberater und ein Fotograf in Begleitung von Ralf Hellmann und Simon Bartholomes aufgebrochen war. Vor ihnen sollten nicht nur die einzelnen Produktionsstufen, sondern auch viele Kilometer liegen, die sie durch die indischen Bundesstaaten Telangana und Tamil Nadu führte.
Die Reise begann in Hyderabad, der quirligen und an touristischen Attraktionen reichen Hauptstadt des südindischen Bundesstaates Telangana. Nach einem abendlichen Besuch der in früheren Zeiten für den Edelsteinhandel bekannten Perlenstadt ging es am nächsten Tag mit dem Auto weiter.
Nach sechsstündiger Fahrt über buckelige Autobahnen und staubige Pisten gelangte die 14-köpfige Gruppe zu einem von Chetna Organic betreuten Bauerndorf. Hier bauen Familien auf kleinen Parzellen und in Fruchtfolge beispielsweise Baumwolle, Hirse oder Mais in nachhaltiger Landwirtschaft an. Die Vorgaben, denen die Bauern beim ökologischen Anbau folgen, sind streng: Die Nutzung von Pestiziden und künstlicher Bewässerung ist nicht erlaubt, Dünger müssen auf natürliche Weise gewonnen werden. Zudem sind die in der UN festgeschriebenen Menschenrechte zu befolgen.
Daher sind die Kinder nicht auf den Feldern, sondern in der Schule anzutreffen. Davon konnte sich die Reisegruppe persönlich überzeugen, denn neben einem Treffen mit Bauernfamilien stand auch eine Besichtigung der Dorfschule auf dem Plan.
Der Empfang der Gäste war ein denkwürdiges Erlebnis. Die Dorfbewohner hatten zu deren Ehren Glück versprechende Blumenketten aufgefädelt und ihnen diese als Ausdruck eines herzlichen Willkommens umgehängt. Anschließend zeigten sie traditionelle, der Hindu-Mythologie entsprungene Tänze und gaben den Besuchern in persönlichen Gesprächen Einblick in ihr Leben.
Cyril Corria, Blanchisserie de Paris: „Wirtschaftliche Gründe dürfen nicht das alles bestimmende Element in unserem Business sein. Wir können die Dinge durch unser Engagement und unsere Verantwortung verändern. Wir haben das Glück, in einem sehr reichen und konsumstarken Land zu leben, wir müssen unsere Kräfte durch Umverteilung zugunsten der sich entwickelnden Länder ausgleichen."
Am nächsten Tag stand der Besuch des Örtchens Aliguda Village und eines Trainingszentrums für die „Chetna-Bauern“ auf dem Plan.
In Aliguda Village erwartete die Reisenden eine ganz besondere Attraktion: 50 freilaufende Rinder. Diese sind eine Spende der von Dibella im Jahr 2017 gegründeten GoodTextiles Stiftung, die mit Unterstützung von Partnern unterschiedliche Projekte an den Anfängen der textilen Wertschöpfungskette fördert. Auch die Kühe kamen auf diesem Weg in das kleine Dorf inmitten von Telangana. Bei Dreharbeiten zur ZDF-Dokumentation „plan b“ hatte das anwesende Dibella-Team von den Bauern erfahren, dass sie für eine ökologische und ökonomische Bewirtschaftung ihrer Felder mehr natürlichen Dünger benötigen. Der größte Wunsch jeder Familie war daher eine Kuh, die sie sich jedoch aufgrund des hohen Preises von umgerechnet 300 Euro nicht leisten können.
Die GoodTextiles Stiftung hat den Traum des Dorfes im Herbst 2022 wahr gemacht – und die erforderlichen Rinder für die Düngerproduktion und zur Erleichterung der Feldarbeit beschafft. Beim Eintreffen im Dorf wurde die Reisegruppe daher mit großer Freude begrüßt und von der Dankbarkeit der Familien nahezu überrollt.
Im Anschluss ging es zu einem weitgehend mit Fördergeldern der GoodTextiles Stiftung unterstützten und durch Chetna Organic errichteten Trainingscenter. Hier werden Kleinbauern von Experten der Kooperative in allen Bereichen der organischen Landwirtschaft geschult, Frauen bei der Gründung eigener Unternehmungen gefördert oder berufliche Ausbildungen angeboten.
Ein weiteres Highlight wartete in Coimbatore, wo Betriebsbesichtigungen der Ginning Mill (Entkörnung), Spinnerei, Weberei und Näherei auf dem Programm standen. Die Teilnehmer waren nicht nur von den hellen Arbeitsplätzen und der hohen Arbeitssicherheit in den Fabrikationsstätten angetan. Sie konnten sich auch von guten Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten überzeugen, wozu beispielsweise eine faire Entlohnung, hohe Sozialstandards und vor Ort eingerichtete Beschwerdemechanismen zählen.
Cyril Corria, Blanchisserie de Paris: „Die Bio-Baumwolle, von den Landwirten, von der Herstellung des Garns bis zur Herstellung des Gewebes erleben zu dürfen war eine echte Offenbarung und gab uns ein neues Gefühl für die Verwendung von Textilien in unserem Beruf. Wir haben die Möglichkeit, besser und verantwortungsvoller für uns und unsere Kunden zu sourcen.“
Am letzten Tag der Unternehmerreise stand den Teilnehmern nach einer zweistündigen Autofahrt noch eine besondere Attraktion bevor: Der Besuch des Wiederaufforstungsprojekts „Dibella Forest“. Dahinter steckt ein Waldprojekt, das Dibella im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsphilosophie auf den Weg gebracht hat. Anfang 2018 legte das Unternehmen in Nachikuppam im indischen Bundesstaat Tamil Nadu auf einer Brachfläche von etwa 8,5 Hektar den Grundstein für einen artenreichen Wald mit bis zu 10.000 Bäumen. Sie sollen die bei Geschäftsreisen des Dibella-Teams entstehenden Kohlendioxid-Emissionen (CO2) ausgleichen. Bereits fünf Jahre nach dem Anpflanzen der ersten 4.000 Setzlinge können die heranwachsenden Bäume bis zu 80 Tonnen CO2 und nach zehn Jahren bis zu 310 Tonnen des schädlichen Klimagases abbauen.
Simon Bartholomes, Dibella: „Zu sehen, wie mein Familienbaum in Indien wächst, hat mir bewusst gemacht, dass wir alle im selben Boot sitzen. Weltweit die gleichen Herausforderungen und Lösungen, unabhängig von der Entfernung!"
Noch ist nicht die gesamte Fläche bepflanzt, aber das bereits nach wenigen Jahren in den Wald eingezogene Leben und dessen Vielfalt machte die Gäste sprachlos und euphorisch zugleich. Alle mitgereisten Betriebe haben bereits laut darüber nachgedacht, für ihre Kunden Waldstücke einzurichten. Platz ist dafür da: Dibella hat das Wiederaufforstungsprogramm für die Beteiligung Dritter offengelassen: Kunden können ein eigenes Stück Land bepflanzen und den Wald dadurch weiter aufforsten.
Ralf Hellmann, Dibella: „Es ist keine Vision mehr, eine transparente und faire Lieferkette ab der Faser im Unternehmen umzusetzen. Genau das haben wir der Reisegruppe gezeigt: Es ist möglich! Die Produkte sind also bis zur Faser mit dem Grünen Knopf zertifizierbar – und sind damit auch mit dem Lieferkettensorgfaltsgesetz konform, das am 1.1.2023 in Kraft tritt.“